Schreibberatung
„Schreiben führt zwar letztendlich zu einem Produkt, ist aber erst einmal (und oft für längere Zeit) ein vielschichtiger Prozess des Wahrnehmens, Nachdenkens, Fühlens und Aushandelns – und genau dabei begleitet die Schreibberatung.“ – Gerd Bräuer
Ausbildung: Literacy Management
Dauer
Hochschulzertifikat
Nach erfolgreicher Teilnahme wird ein Hochschulzertifikat der Pädagogischen Hochschule Freiburg ausgestellt (23 ECTS).
Das werden Sie lernen
- Wissenschaftliche Grundlagen der nicht-direktiven Schreibberatung sowie (teilweise KI-gestützte) Strategien zur Begleitung von Schreibenden in verschiedenen Phasen der Textproduktion
- Methoden zur Unterstützung beim Schreiben in Fremd- und Zweitsprachen, auch unter Einbeziehung von KI-Tools
- Beratungspraxis durch direkte Beratungsarbeit und individuelle Supervision
- Konkrete Vorstellungen vom Berufsfeld Schreibberatung und der eigenen professionellen Rolle in diesem Bereich
Inhalte
Schreiben ist eine komplexe Tätigkeit, so vielfältig wie die Funktionen, die Texte erfüllen: zur Verständigung im privaten, halböffentlichen und öffentlichen Raum, zur Vermittlung von vielschichtigen Gedanken, zur Selbstverständigung und Reflexion.
Hinzu kommt das Zwiegespräch mit textgenerierender Künstlicher Intelligenz (KI) – als gedankliches „Ping-Pong“, um sich differenziert und optimiert in textbasierte Diskurse einzubringen.
Schreiben umfasst daher sowohl sachbezogene als auch kommunikative Ebenen. Schreiben ist nicht nur Alphabetisierung, sondern Gegenstand und Abbild eines lebenslangen Entwicklungsprozesses. Gleichzeitig ist es ein zentrales Medium für Bildungsprozesse, unterstützt durch vielfältige digitale Tools, darunter KI-Anwendungen. Auch die KI selbst lernt durch Texteingaben, durch jeden neuen kommunikativen Impuls von uns Menschen.
Die Schreibforschung zeigt: Wissen, mit dem man sich schreibend auseinandersetzt, wird besonders tief verarbeitet, modifiziert und nachhaltig verankert. Dieses „Sinn stiften“ („meaning making“) ist ein mentaler und emotionaler Prozess, den jedoch keine KI umfassend ersetzen kann, egal wie oft wir den Algorithmus „prompten“.
Schreibende, die wir durch Beratung begleiten, sollten deshalb gezielt darin unterstützt werden, sich fremdem Wissen schreibend zu nähern, es sich schreibend anzueignen, sprachlich individuell zu gestalten und dabei eigenen, neuen Erkenntnissen Ausdruck zu verleihen.
Diese Prozesse benötigen kontinuierliches, menschliches Feedback, eine Aufgabe, die Lehrkräfte an Bildungseinrichtungen allein nicht leisten können. Hier kommen Schreibberaterinnen und Schreibberater ins Spiel: Sie erkennen individuelle Stärken und Herausforderungen im Schreibhandeln und -begleiten Ratsuchende ressourcenorientiert und emphatisch beim Optimieren ihrer aktuellen Arbeit an einem Schreibauftrag.
Das Peer Tutoring, Schreibende beraten Schreibende auf Augenhöhe, erweitert die Beratungslandschaft um eine Perspektive, welche in hierarchischen Lehr-Lern-Settings oder im Dialog mit der textgenerierenden KI kaum angemessen realisierbar ist.
Als Multiplikator*innen im Bereich der Schreibpädagogik geben Schreibberater*innen ihr Wissen weiter und schlagen Brücken, zwischen schulischem Schreiben, akademischen Anforderungen und beruflicher Praxis.
Ziele der Ausbildung
Der Erwerb folgender Kompetenzen wird angestrebt:
- Schreibende zu begleiten
- Individuelles Schreibhandeln analysieren
- Schreibprobleme, Schreibhemmungen und Schreibblockaden identifizieren
- Bei der Optimierung individueller Arbeits- und Schreibstrategien beraten
- Eine reflexive Praxis bei Schreibenden zu fördern (z. B. durch Tagebuch, Arbeitsjournal oder Portfolio)
Tätigkeitsfelder und Spezialisierung
Die Ausbildung bietet die Möglichkeit zur Spezialisierung der Beratungskompetenz in den folgenden Bereichen:
- Wissenschaftliches Schreiben an der Hochschule
- Schreiben in der Schule
- Schreiben in Zweit- und/oder Fremdsprachen
- Online-Schreibberatung
- Journalistisches Schreiben (Schüler- und Studierendenzeitung)
- Literarisches Schreiben
- Nature Writing (als fluide Schreibart zwischen akademischem, journalistischem und literarischem Schreiben)
Die Spezialisierung führt zu einer entsprechenden Schwerpunktsetzung im Verlauf der Ausbildung, insbesondere in den Bausteinen 3, „(L2-)Schreibprojekt (schreiben in einer Zweitsprache)“ und 4, „Beratungspraxis“.
Schreibberater*innen sind u.a. tätig in:
- Schreibzentren und hochschuldidaktischen Einrichtungen an Hochschulen und Universitäten
- Schulischen Schreib- und Lese-Zentren
- Initiativen zur Unterstützung von Migrant*innen in Stadt und Region
- Freien Bildungsträgern (Workshop-Leitung)
- Schreibgruppen (Anleitung, Begleitung)
- Schreibintensiven Unternehmen (z.B. Schreibberatung & Coaching in mittelständigen Medienbetrieben)
Methoden
- Schreibwissenschaftliche Inputs durch Webinare, individuelle Lektüre, Recherche und Auswertung
- Praxisorientierte Übungen zum eigenen Schreiben und Beraten, begleitet durch Supervision.
- Analyse und Diskussion von Schreibbiografien und Schreibprojekten unter Verwendung von KI-Tools.
Zusätzliche Informationen
- Auftakt-Webinar: 09.01.26 (14-18 Uhr)/10.01.26 (9-13 Uhr, auf Zoom
- Baustein 1 (siehe Bausteinbeschreibung) 13.01.-01.04.26 auf der Lernplattform Ilias und 2-3 einstündige Zoom-Sitzungen nach Bedarf
- Baustein 2 (siehe Bausteinbeschreibung): 15.–18.04.26 als Webinar (Zoom)
- Baustein 3 (allgemeine Informationen siehe Bausteinbeschreibung): 22.04.–15.07.26 (auf Ilias und nach Bedarf 2-3 einstündige Zoom-Sitzungen)
- Baustein 4 (individuell vereinbarte Arbeitspläne)
- Lehrgangsabschlussarbeit (bis Ende August 2026): Adaption der Poster-Präsentation für das eigene Handlungsfeld
- Zertifizierung angestrebt für Ende September/Anfang Oktober 2026 (individuelle Anpassung des Zeitplans ist möglich)
Aufbau
Schreibprozess-Modelle, Schreibtheorien, Analyse des eigenen Schreibhandelns und des individuellen Literacy-Managements (vor allem im Zusammenspiel mit textgenerierenden KI-Tools).
Arbeitsaufwand: 1,5 Tage Webinar kompakt, zusätzlich ca. 5–10 (abhängig von den Vorkenntnissen) Wochenstunden, online im Selbstlernformat mit wöchentlichem Peer-Feedback auf der Lernplattform. Einstündige Zoom-Treffen pro Woche je nach Bedarf und individueller Möglichkeit.
Theoretische Aneignung (Vorab-Lektüre) und praktisches Einüben der nicht-direktiven Schreibberatungsmethode, vertiefte Reflexion von Beratungsstrategien und -methoden für die wichtigsten Phasen der Textproduktion, v. a. bei Nutzung von textgenerierenden KI-Tools.
Arbeitsaufwand: 3,5 Tage Webinar kompakt (9-12/13-16 Uhr bzw. letzter Tag 9-max. 14 Uhr), zusätzlich ca. 10 Stunden zur Vor- und Nachbereitung des Bausteins.
Analyse der eigenen Schreibbiografie und des Schreibhandelns in verschiedenen Arten des Schreibens (akademisch, journalistisch, literarisch und Nature Writing) und unter Verwendung von verschiedenen Sprachen (Fremd- und Zweitsprachen), u. a. unter Einbeziehung von KI-Tools; Modelle zum Schreiben in Fremd- bzw. Zweitsprachen; Durchführung eines eigenen Schreibprojekts zu einer Schreibart außerhalb des Wissenschaftsdiskurses und/oder in einer anderen Sprache, unter Einbeziehung von KI-Tools; Schreibtechniken; Modifizierung und Ergänzung der Beratungskenntnisse aus Modul 2.
Arbeitsaufwand: ca. 3–5 Wochenstunden, online im Selbstlernformat mit wöchentlichem Peer-Feedback auf der Lernplattform. Einstündige Zoom-Treffen pro Woche je nach Bedarf und individueller Möglichkeit.
Vor- und Nachbereitung von 10 Direkt- und/oder Onlineberatungen im eigenen bzw. angestrebten Berufsfeld, Beratungsprotokolle, individuelle Supervision (online), Abschlussreflexion.
Arbeitsaufwand: insgesamt ca. 30 Stunden
Freie Themenwahl im Rahmen des Ausbildungsgegenstandes, frei wählbares Darstellungsformat (u.a. Website für freischaffende Tätigkeit, wissenschaftlich begründetes Workshop-Konzept, wissenschaftlich fundiertes Design von Selbstlernmaterialien, journalistisches Porträt einer Schreibwissenschaftlerin, Artikel für das Journal der Schreibwissenschaft (JoSCH), verbunden mit einem maximal hohen Gebrauchswert für die eigene Etablierung im Berufsfeld Schreibberatung bzw. Schreibdidaktik
Arbeitsaufwand: individuell