Biografiearbeit Vertiefung – Der Nationalsozialismus und die (eigene) Familiengeschichte
„Verstehen muss man das Leben rückwärts, doch leben muss man es vorwärts.“ – Søren Kierkegaard
Eine gute Verwurzelung in der eigenen Biografie ermöglicht die Wahrnehmung der persönlichen Werte und Ziele im Hier und Jetzt. So wird greifbarer, welche Schritte für die Zukunft bedeutsam sind.
Kurs: Biografiearbeit
Kurs: Biografiearbeit Vertiefung – Der Blick auf Gegenwart und Zukunft
Kurs: Biografisches Schreiben
Dauer
Teilnahmebescheinigung
Diese Veranstaltung kann an der Pädagogischen Hochschule Freiburg in einigen Studiengängen in Absprache mit der Studiengangsleitung als Prüfungsleistungen angerechnet werden. Die Teilnahme an dieser Qualifizierung entspricht einem Workload von 2 ECTS Punkten.
Das werden Sie lernen
- Kennenlernen und Vertiefung von Methoden und Techniken der Biografiearbeit, die die Familiengeschichte ins Zentrum stellen
- Genogrammarbeit
- Einblick in zentrale wissenschaftliche Forschungsergebnisse zur Familiengeschichte
- Schulung der eigenen Reflexionsfähigkeit
- Implementierung der Methoden in die eigene berufliche Tätigkeit und Rolle
- Reflexion der eigenen Arbeit mit Lebensgeschichten
Inhalte
Der Workshop stellt ein Thema in den Fokus der Biografiearbeit: die Familiengeschichte sowie insbesondere die Frage, wie sich der Zweite Weltkrieg, der Nationalsozialismus und/oder die Vertreibung auf diese auswirkten.
Zunächst geht es um wirkungsvolle Methoden, mit denen die Familiengeschichte in der Biografiearbeit rekonstruiert werden kann. Welche Personen, Orte und Ereignisse sind für die Familiengeschichte relevant? Wo findet man weitere Informationen? Jenseits der Rekonstruktion der Fakten werden Techniken vorgestellt und eingeübt, die den Blick auf die Erzählungen über die Vergangenheit richten. Welche Muster des Sprechens (oder Schweigens) über die NS-Zeit, über Krieg und Bomben herrsch(t)en in der Familie vor, und welche Funktion erfüll(t)en sie? Sind diejenigen Familienmitglieder, die Nationalsozialismus und Krieg noch erlebt haben, als Täter, Mitläufer oder Opfer anzusehen, und was bedeutet dies heute?
Nicht zuletzt soll im Workshop gefragt werden, welche Auswirkungen das Sprechen oder Schweigen der Eltern oder Großeltern über Krieg und Tod, über Hunger, Flucht und Vertreibung auf das eigene Leben hatte. So wird in der Forschung in jüngster Zeit intensiv über intergenerationale Transmissionsprozesse von Kriegserfahrungen diskutiert – darüber also, ob und wie die traumatischen Kriegserlebnisse auf die nächste und übernächste Generation übertragen wurden, die sogenannten Kriegsenkel oder Kriegsurenkel. Diese haben, so die Annahme, die Ängste ihrer Eltern bzw. Großeltern gleichsam geerbt, leiden unter den Verlust- und Mangelerfahrungen, ohne den Krieg selbst erlebt zu haben. Wirken also Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg bis heute fort, und wie ließe sich mit diesem Erbe umgehen?
Im Workshop werden zentrale biografische Methoden erläutert und Techniken zur Anwendung in der Praxis eingeübt. Zudem werden Kenntnisse zur Rekonstruktion der Familiengeschichte vorgestellt sowie neuere wissenschaftliche Erkenntnisse über die Auswirkungen von Zweitem Weltkrieg, Nationalsozialismus und/oder Vertreibung auf die nachfolgenden Generationen.
Methoden
- Vortrag und Austausch
- Theoretische Vertiefungen
- Einzel-, Partner- und Kleingruppenarbeit
- Praktische Übungen
- Praxiswerkstatt und Intervision
- Reflexion und Diskussion im Plenum
- Ggf. Vorstellen eigener Fälle und Intervision